Europa verändert sein Gesicht. Orte und Landschaften werden verlassen, sie verfallen oder verschwinden ganz. Wer sie wieder betritt, findet einstürzende Kirchen, verlassene Bahnhöfe, überwachsene Bunkeranlagen, leere Schwimmbecken. Er mag über den abblätternden Putz alter Häuser streichen oder Vorschriften entziffern, die niemandem mehr Weisung erteilen. Ein merkwürdiger Zauber geht von diesen Orten aus, egal ob sie sich im norwegischen Vardø oder dem russischen Kapustin Jar befinden, ob in Hohenlychen in der Uckermark, in Glaisín Álainn in Irland, in Pogradec in Albanien, in Ladomirová in der Slowakei, in Brustury in der Ukraine – und wie all die anderen unbekannten Flecken in den Peripherien und Grenzregionen Europas noch heißen.
Das Leben mag aus ihnen gewichen sein und ist doch auf eigenartige Weise präsent. Die Spuren, die es hinterlassen hat, wollen gelesen werden. Dieser Aufforderung sind in den letzten Jahren viele Autoren, Künstler, Historiker und Journalisten in faszinierender Weise nachgekommen. Unter anderem:
Milan Aleksić | Maja Bajević | Catarina Botelho
| Angus Boulton | Dirk Bouwhuis | Göran Gnaudschun | Volkan
Kiziltunc | Aurelia Mihai |
Tomek Mzyk | Renate Niebler | Vesselina Nikolaeva | Lucia
Nimcova | Hanns Otte |
Tomás Pospech | Albrecht Schäfer | Dmitrij Wyschemirskij
Das Literaturhaus München, das Literarische Colloquium Berlin, der Suhrkamp Verlag und die Volksbühne am Rosa-Luxemburg- Platz in Berlin haben sich zusammengetan, um diesen poetischen und historischen Landeskundlern eine breite Bühne zu geben. Es war unser Ziel, den vielgestaltigen Geschichtsraum Europa unter dem Stichwort des Verschwindens zu erforschen, dabei möglichst viele Herangehensweisen und Formen, künstlerische Disziplinen und Medien zusammenzubringen und in ihrer auffälligen Korrespondenz zu präsentieren.
Den Ausgangspunkt bildet eine von Katharina Raabe und Monika Sznajderman herausgegebene Anthologie im Suhrkamp Verlag. Den literarischen Texten antwortet eine Fotoausstellung im Literaturhaus München, da gerade die künstlerische Fotografie in den vergangenen Jahren Landschaften und Räume prominent als Thema aufgegriffen hat. Der Eröffnung der Ausstellung folgt ein Symposion im Literarischen Colloquium Berlin, wo Autoren und Wissenschaftler über das Verhältnis von Topographie und Literatur diskutieren. Dieses Symposion mündet in das anschließende Festival an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, wo die Autoren noch einmal auftreten, „vergessene“ Dichter präsentieren und von Musik und Film in dem Bestreben unterstützt werden, etwas von dem Lebensgefühl unseres Kontinents zu vermitteln, etwas von diesem eigentümlichen Übergang, der unsere Gegenwart ist.
Kein Zweifel: Räume versammeln Zeiten. Ortsbeschreibungen sind Zeitdiagnosen. Vom 13. März bis zum 30. April 2006 heißt es zwischen München und Berlin: „Last & Lost. Unterwegs durch ein verschwindendes Europa.“
Text: Katrin Lange, Literaturhaus München, http://www.lastandlost.comInformation und Anmeldung | |
Last & lost | |
Ausstellungsdatum / Dates | 10. Januar 2008 - 28. Februar 2008, weitere Ausstellungen: http://www.lastandlost.com/ausstellung.htm |
Öffnungszeiten / Times | Mo. - Fr 9 bis 17 Uhr |
Eintrittspreis / Prices | |
Anschrift / Place | Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa Theodor-Lieser-Str. 2, 06120 Halle (Saale) |
Mehr / More | http://kultursysteme.de/ http://www.lastandlost.com Ausstellung Symposion Festival Buch |
Wir bedanken uns bei Last & lost und besonders bei Susanne Meierhenrich für die freundliche Kooperation und die Freigabe der Texte.
Für die Richtigkeit der Angaben übernehmen wir keine Gewähr.
Änderungen sind durch die Veranstalter oder Betreiber der Standorte vorbehalten.
Falls Sie uns selbst gerne einen Terminen vorschlagen möchten, so nutzen Sie bitte unser Artikel Formular
Viel Spaß bei der Ausstellung wünscht Ihre
IKF Redaktion